Constantin und Mokuba 07 |
Was Constantin tat hatte Moki aufmerksam beobachtet, er wusste nun wirklich und endgültig das alles Wirklichkeit war, er hatte gesehen wie sich die Wunden wieder schlossen und nahm nun etwas zögernd das Glas. Er betrachtete das Blut, seine Medizin, einen Moment und schluckte trocken. Dann hob er es langsam an die Lippen, schloss seine Augen und stürzte es herunter. Der Geschmack war unerwartet, das Blut rann ihm warm die Kehle herab und er bemerkte ein sachtes Kribbeln in seinem Magen. Nur einen Herzschlag später ging ein Schaudern durch ihn, etwas passierte, irgend etwas das er nicht definieren konnte und er wollte sich lieber setzen weil er das Gefühl hatte seine Beine gaben nach. Es hatte für Constantin etwas Intimes, als Mokuba sein Blut trank. Selbst mit dem Glas, statt dem Direkttrinken fühlte er sich ihm sehr viel näher als zuvor. Doch das Erzittern fiel stärker aus als erwartet und als der Mensch zu straucheln begann, schlang er schnell seine Arme um dessen Mitte. Hatte er die Menge falsch berechnet? Oder war Moki einer von sehr, sehr Wenigen, der es nicht vertrug? Was, wenn er sich wirklich geirrt hatte? Wenn der Mensch damit erst recht krank werden würde? Der Vampir verdrängte seine Ängste und zog seine Nemesis enger an sich. Er war ihm wieder so nah, atmete seinen Duft, sonnte sich im Licht... Constantin hoffte nur, das sein Blut auch wirklich die versprochene Wirkung zeigen würde. Nicht vorzustellen, falls dem nicht so sein sollte... Doch das Blut wirkte, es breitete sich warm im Körper des jungen Mannes aus und heilte langsam dessen Schwäche. Moki ging den Empfindungen so sehr nach, das er erst spät bemerkte das er festgehalten und gestützt wurde, statt auf einem Stuhl zu sitzen wie er es eigentlich geplant hatte. Es war angenehm, er fühlte sich irgendwie geborgen und zu dem Vampir hingezogen, was er sich aber selbst nicht erklären konnte. „Es geht schon wieder allein... es war nur so stark.“, wisperte er und wollte sich lösen weil seine Empfindungen ihm Angst machten. Obgleich Constantin keine Ablehnung spürte, gab er den Wünschen des Menschen nach und ließ ihn los. Die Gesichtsfarbe Mokubas hatte sich etwas gebessert, nicht mehr ganz so fahl wie nach dem Anfall. Zwar schien er etwas verwirrt, aber das war eine natürliche Reaktion auf die Veränderungen, die sich langsam zeigten. Der Vampir war überrascht die eigenen Hände leicht zittern zu sehen und so steckte er sie schnell in die Hosentaschen und ging zurück ins Wohnzimmer. Emotional erschöpft, diagnostizierte er bei sich selbst und machte es sich im Sessel bequem. Noch musste das weitere Vorgehen besprochen werden... und er ahnte bereits, das es dabei noch zu Diskussionen kommen würde. Das war ziemlich sicher, denn Moki würde sicher nicht mit Allem einverstanden sein. Der junge Mann folgte dem Vampir nur langsam ins Wohnzimmer und setzte sich in den Sessel der gegenüber von Constantin stand. „Also es wirkt wirklich....“, stellte er fest, er war überrascht wie gut er sich jetzt fühlte. Herrlich befreit und viel leichter als die letzten Wochen. Wäre Constantin nicht hierin seiner Wohnung währe er wohl vor Freude umhergesprungen. Freude und ein strahlendes Leuchten schlug dem Vampir entgegen, als Moki sich ihm gegenüber setzte. „Natürlich wirkt es.“, stimmte Constantin zu und betrachtete eine kleine Ewigkeit jeden Zentimeter des Menschen. Wie schön er war, wie einzigartig. Doch letztlich riss er sich zusammen. „Ich werde nun jede Nacht bei dir sein. Du wirst dich mit mir unterhalten, keine Anfeindungen, kein Hass. Wenn du schläfst, werde ich an deinem Bett wachen, wenn du ausgehst, werde ich deine Begleitung sein... das ist die Abmachung. Im Gegenzug werde ich dafür Sorge tragen, das du dich immer wie jetzt im Augenblick fühlen kannst...“ Constantin lehnte sich im Sessel zurück und überschlug die langen Beine. Insgeheim wartete er schon auf Widerworte, auf Abwandlungen des Preises... aber der Mensch wusste nicht, das der Entzug des Blutes weitaus schmerzlicher war, als alles andere. „Okay, ich hab’s ja versprochen und den Tag habe ich ja dann für mich allein... aber du wirst mich nicht im Bad beobachten.“ Letzteres betonte er mit Nachdruck, er wollte nicht auch noch in der Dusche bespannt werden, wenn er schon Nachts beim Schlafen beobachtet wurde. „Und wenn ich... wir ausgehen abends, ich will keine Eifersuchtsanfälle haben wenn ich mich mal mit wem Anderes unterhalte.“ Das Verhandeln war klar gewesen und deshalb nahm der Vampir es auch mit stoischer Ruhe hin. Aber ob er die Eifersucht unter Kontrolle bekam? Irgendwie bezweifelte er es sehr, aber versuchen würde er es. „Die Tage gehören dir... und was das Bad betrifft...“, kurz leuchteten die Augen diabolisch auf, um dann einem unverfänglichen Lächeln zu weichen. „... solange ich das Gefühl habe, das es dir darin gut geht... werde ich selbstverständlich dein Badezimmer meiden.“ Dieses Hintertürchen ließ er sich nicht nehmen und schon gaukelte sein Geist ihm Bilder von gefährlichen Badezimmerutensilien vor... wenn er da nur an Seifenspuren in der Dusche dachte... eine echte Gefahrenquelle! Aber die Sache mit der Eifersucht musste noch geklärt werden. „Schenke mir allein deine Aufmerksamkeit, gib mir keinen Grund zur Eifersucht... ich bin, wie ich bin.“, forderte er ihn auf und nahm seinen Worten durch einen weichen Unterton die Härte. Constantin machte er sich im Sessel bequemer und winkte den Menschen sanft zu sich. „Komm zu mir... ich möchte deine Nähe spüren.“, seine Stimme klang wie Samt und Seide. Ein leises Schnurren in jeder Silbe, nur seine Augen waren wachsam. Das mit dem Bad war für Moki geklärt, aber was die Eifersucht betraf und das jetzige Verhalten, so gab es da noch einiges was besprochen werden musste. Constantin benahm sich gerade wie ein Pascha, allein das winken sorgte dafür das Moki sich sträubte und genau das Gegenteil tat. Er lümmelte sich ebenso hin und hob seine Brauen. „Sag mal?....Tickst du noch ganz richtig?“, dann äffte er den Vampir kurz nach, winkte und murmelte ein fast ebenso samtiges. „Komm zu mir...ich möchte deine Nähe spüren.“ Doch gleich darauf streckte er dam Vampir die Zunge heraus. „Bin ich ein Schoßhündchen oder was? Ich gehöre dir nicht, nur weil wir einen Vertrag haben. Sieh es geschäftlich, dann gibt es auch keinen Grund zur Eifersucht... Ich gehöre mir allein, so war es immer und so wird es immer sein.“ Irgendwie vermutete Moki das der Vampir abhängiger von ihm war als er von dessen Blut. Wäre ja auch zu schön gewesen... aber als er die, wohl nicht ernstgemeinte, Aufforderung hörte... da tat Constantin natürlich sofort, was ihm befohlen wurde. Er stand auf und einen Wimpernschlag später kniete er wieder vor dem Sessel. Seinen Kopf bettete er im Schoß des Menschen und strich spielerisch, mit einem bösen Grinsen, über dessen Oberschenkel. Das Gezeter ignorierte er einfach, schließlich war er einmal verheiratet gewesen und kannte sich mit Zicken aus. Warum sollte er nicht einfach das hören, was er hören wollte? Ein leises Kichern konnte er nicht unterdrücken und er vergrub kurz sein Gesicht im Schoß, bevor er es sich wirklich bequem machte. SEIN!!! Das Gefühl war gänzlich neu, aber schon jetzt spürte er das schwache Band des Blutes zwischen ihnen. Da konnte er auch mal großzügig sein und den ausfallenden Ton überhören... schließlich entkam ihm der kleine Mensch ohnehin nie mehr. Constantin schloss die Augen und seufzte tief auf. So herrlich mochte sich der Himmel anfühlen... erst bei der Bemerkung, das Moki nur sich selbst gehörte, horchte er kurz auf. Fast als würde er mit einem Kind sprechen, klopfte er ihm sanft bestätigend aufs Knie und murmelte selig: „Ja, ja... schon klar.“ Eigentlich hätte man meinen können das ein Vampir von Constantins Alter etwas klüger war, aber er war es leider nicht. Mokis rechte Augenbraue zuckte leicht, ebenso sein Mundwinkel. Er hob seine Hand, ballte sie zu einer Faust und verpasste dem Vampir im Schmusemodus eine gesalzene Kopfnuss die sich gewaschen hatte. „Bist du denn von allen Guten Geistern verlassen!!?“, brüllte Moki sofort und hoffte das dem Vampir davon die Ohren klingelten. Soweit kam es ja noch das Moki sich von so einem Macho auf der Nase herumtanzen ließ. Dabei war Constantin selber Schuld, Mokuba fühlte sich gut genug um richtig zuzuschlagen. WOW! Die Kopfnuss kam völlig unerwartet. Gerade noch im Himmel, landete der Vampir schnell und schmerzhaft in der Wirklichkeit. Constantin sprang auf, kurz verschwamm tatsächlich seine Sicht und sein Schädel dröhnte wie nach einem schwer Drogenabhängigen. Das Geschrei verstärkte den Schmerz nur noch und er konnte sich nicht entscheiden, ob er sich lieber die Ohren zu oder den Kopf festhielt. „Mein Gott! Halt doch mal die Klappe!“, fauchte er und schüttelte seinen hämmernden Schädel. Schande... woher nahm dieser Mensch nur die Kraft... unter den Zug kommen konnte unmöglich schmerzhafter sein. Etwas torkelnd ging er zurück zu seinem Sessel und befühlte seine Schädeldecke... nicht das er auch noch eine Beule bekommen würde. „Was ist den bitte in dich gefahren?“, zischte er Moki zu und bemitleidete sich unauffällig selbst. Da hatte er sich ja einen schönen Satansbraten angelacht, ein kurzer Blick auf den Menschen... noch war es nicht zu spät, ein tiefer Schluck und er wäre die Nemesis los. Schon erhob er sich, schritt langsam auf Moki zu... schneller wäre auch nicht gegangen, in seinen Ohren pfiff es noch immer. „Das sollte ICH... DICH... fragen.“, erwiderte Moki bockig und er blickte zu dem angeschlagenen Vampir auf. Er hatte ihn scheinbar wirklich gut erwischt und innerlich aalte er sich in diesem Triumph. „Noch ein Schritt näher und ich schlage erneut zu... Ich hab das Ziel genau im Blickhöhe.“, drohte er und ballte die Faust. Da Moki saß und Constantin stand, kam nur die Körpermitte im Lendenbereich in Frage und Moki würde zuschlagen wenn der Kerl noch mal so dermaßen aufdringlich wurde. Der
Blick auf seinen Schritt war dem Vampir nicht entgangen und die damit
verbundenen Schmerzen standen ihm gut vor Augen... dennoch konnte er das
nicht auf sich sitzen lassen. Die Schnelligkeit seiner Art kam ihn dabei
zur Hilfe. Noch ehe der Mensch wirklich Schaden anrichten konnte, hatte er
ihn aus dem Sessel gerissen, setzte sich selbst darauf und legte sich den
heftig sträubenden Körper über die Knie. „Wie bin ich froh, das du
dich stark genug fühlst, deine... Persönlichkeit auszuleben.“ Der
erste Schlag sauste auf den knackigen Po nieder. Nicht wirklich schlimm,
aber durchaus spürbar. „Das ist für deine unziemliche Art mit mir,
deinem Retter, zu sprechen.“, meinte er ernst. Der nächste Klaps
folgte. „Das ist für deine Undankbarkeit...“ Der Dritte folgte
umgehend. „Dieser hier ist für die Kopfnuss... und der nächste gleich
hinterher, weil es WIRKLICH weh getan hat.“ Kurz strich er über den
herrlichen Po, der sich nicht ganz freiwillig ihm entgegen streckte. Mit
einer Hand hielt er den Menschen ruhig, die andere Hand strich sehr zärtlich
über dessen Rücken. Moki bekam erst mal absolut kein Wort heraus, er musste erst mal seine Schamesröte wieder in den Griff bekommen, denn die Aktion war mehr als peinlich gewesen auch wenn es scheinbar sehr zärtlich gemeint war. „Weil du mich willst? Was findest du an mir?“, wieder fragend, aber Moki konnte einfach nicht anders. Er verstand nicht was ein Vampir an ihm fand. „Bitte sag es mir ganz ehrlich, ich will es verstehen können.“ Der Mensch wand sich nicht gleich aus seinen Armen und stand auf, auch die erwarteten Schläge blieben aus. Moki wirkte so unsicher und verloren auf seinem Schoß, die Röte in seinen Wangen betonte nur seine Jugend. Und dann die Fragen... immer wieder Fragen. Warum konnte er es nicht als gegeben annehmen? Kurz nur vergrub Constantin sein Gesicht in der Halsbeuge des Menschen. Ehrlichkeit setzt Vertrauen voraus... vertraute er diesem Sterblichen wirklich? „Du bist mein Licht... du strahlst selbst dann noch, wenn alles um mich dunkel und kalt erscheint... du wärmst mein Herz und bringst mich zu Ruhe, auch wenn mein Blut kocht... du bist sterblich für mich, Unsterblich in meiner Seele.“, wisperte er sanft und hob seinen Blick in die schimmernden Augen seiner Nemesis. Für ihn klang das ganze wirklich seltsam und doch glaubte Moki dem Vampir der so zärtlich zu ihm war und sich an ihn schmiegte als wären sie schon lange miteinander vertraut. „Okay, ich verstehe es jetzt...So ein wenig jedenfalls.“ Wisperte er und seufzte leise. Ihm kam jetzt aber etwas völlig unpassendes in den Sinn. „Du schuldest mir noch etwas.“ Die Akzeptanz Mokubas tat Constantin so gut. Sein Herz quoll über vor Liebe für diesen einzigartigen Menschen, der einerseits so frech und vorlaut, andererseits aber auch ehrlich und tolerant war. Sanft strich er ihm über den Rücken, kaum fühlbar und ohne Hintergedanken. Das Wispern ließ einen sinnlichen Schauer über sein Rückrad kriechen und ihn leicht erbeben. Doch die letzten Worte Mokis ergaben für den Vampir auf den ersten Blick keinen Sinn. „Ich bin dir etwas schuldig geblieben?... Sag mir was?“, fragte er verwirrt nach, seine glatte Stirn in Falten gelegt. Moki lachte leise, neigte sich kurz dichter und wisperte ein leises. „Du schuldest mit ein neues Fenster und ein neues Türschloss, beides hast du zertrümmert.“ Dann lehnte er sich wieder zurück und grinste als er die großen Augen des Vampirs sah. Er stand dann aber auch auf und ging zu der angeschlagenen Haustür um sie wenigstens mit dem Türkettchen zu verschließen, damit sie nicht ganz offen stand.
|