Constantin und Mokuba 10 |
Das Verständnis welches Moki ihm so offen entgegenstrahlte tat dem Vampir gut. Es nahm die Scham und die Schuldgefühle ein wenig, ließ ihn zu Ruhe kommen. Sein Blick folgte den glitzernden Augen des Menschen, als er das bunte Allerlei sah, das sich großflächig auf dem Bett ausbreitete. „Ein paar Straßen weiter gibt es einen sehr gut sortierten Supermarkt. Dort führen sie auch die etwas ausgefallenen Sachen. Süßigkeiten aus Russland, Schweiz und auch aus dem asiatischen Ländern.“, erklärte Constantin und freute sich, das er dem Kleinen ein wirkliche Freude machen konnte. Das Licht der Nemesis strahlte leuchtend hell und vertrieb selbst den letzten Schatten aus Constantins Herzen. „Koste mal...“, bat er Mokuba und griff nach eine der leuchtend rosafarbenen Schaumnascherei, deren extrem zuckriger Duft ihn fast schon benebelte. Genau dieser Duft rief Moki in Erinnerung das er all das gar nicht essen dürfte. „Ich darf nicht. Ich habe es ganz vergessen....Ich bin doch Zuckerkrank.“ Man sah ihm rasch an wie sehr ihn das mitnahm, zwar bekam er das Blut von Constantin, aber woher wusste er denn das er schon süßes essen konnte, ob die Heilung schon so weit vorangeschritten war nach den zwei Mal? Ein Lächeln huschte über Constantins Gesicht, als er die enttäuschten Worte des Menschen vernahm. Seine blasse Hand strich sanft ein paar seidige Strähnen aus Mokis Stirn und liebevoll baute er ihn auf. „Wenn du nicht übertreibst, müsste das Blut den Zucker schon ausgleichen. Selbst wenn dem nicht so ist, bekommst du noch ein wenig mehr von mir... dann geht es auf jeden Fall.“ In Gedanken fügte er ein „Mein Liebster“ an, doch aussprechen getraute er es sich nicht. „Wirklich? Das...Oh Mann, ich versuch es, was habe ich schon zu verlieren?“ So würde er notfalls wenigstens glücklich sterben und so schnappte er nach der rosa Schaumnascherei und seufzte wohlig als die süßes Masse auf seiner Zunge zerging. Seine Augen hatten sich geschlossen und er genoss einfach nur den viel zu zuckrigen Geschmack in seinem Mund. „Du ahnst nicht wie sehr ich das vermisst habe....“ Der Genuss des Menschen, verbunden mit dem sich schnell verstärkendem Licht, machte Constantin ganz trunken. Mit halbgeschlossenen Lidern sonnte er sich in der puren Lebensfreude Mokubas. Es wäre gelogen, hätte er behaupten wollen, das sein Blut nicht zu brennen anfing, je länger er dem Schauspiel folgte. Seine Haut begann bereits wieder sehnsüchtig zu prickeln, aber dieses Mal ignorierte der Vampir es einfach. Er wollte nur die natürliche Schamlosigkeit seiner Nemesis genießen, auch wenn sein eigener Körper noch so sehr nach Berührungen schrie. Als der Zuckerschaum auf seiner Zunge geschmolzen war schob Moki sich den Rest davon in den Mund und verfuhr ebenso genussvoll damit wie bei dem ersten Bissen. „Oh Mann ist das gut...Wenn ich sterben sollte dann will ich so sterben...durch Süßkram.“ Die Worte waren nicht wirklich ernst, sie sagten aus wie sehr er es genoss. Die Worte Mokubas bekam der Vampir gar nicht richtig mit. Längst war er in seinen Gedanken, verbunden mit dem herrlichen Anblick, versunken und träumte vor sich hin. Am Fußende des Bettes hatte er es sich bequem gemacht und sich auf die Seite gelegt, keinen Moment den Blick von Moki gewendet. Die langen Finger hatten sich in die Decke verknotet und seinen Kopf hatte er auf die Matratze bebettet. Unauffällig hatte er ein wenig der Decke vor seiner Hüfte drapiert, damit auch wirklich kein Unglück passieren konnte. Doch das war vor seiner völligen Hingabe gewesen... jetzt nahm er nur noch Mokuba wahr. Und der nahm nur die Leckereien wahr, denn es war so lange her das er zuletzt so etwas wirklich genießen konnte. Aus dem Berg von Süßen fischte er etwas neues heraus, packte es rasch aus und kostete davon. Dann nahm er ein weiteres und kostete wieder und als nächstes nahm er sich etwas von dem süßen Obst, er musste es versuchen, er konnte sich einfach nicht zügeln. Wahrscheinlich sah er aus wie jemand der Ess und Brechsucht hatte, nur das er nicht kotzte, jedenfalls noch nicht, aber wenn er so weitermachte würde ihm sicher übel werden. Irgendwann drang die Zügellosigkeit Mokubas sogar zu Constantin durch. Gerade verschwand ein Stück Obst im Mund seines Liebsten, als er die drohende Gefahr auch endlich bemerkte. Langsam setzte er sich auf und begann die Süßigkeiten vorsichtig auf die anderer Betthälfte zu schieben. Wie ein große Katze kroch er auf allen Vieren hinauf zu seinem Menschen. Es lag sehr viel Zärtlichkeit in seinen Augen, als er den letzten Happen Obst aus den bereits klebrigen Fingern Mokis entfernte und beiseite legte. „Mach langsam mein Engel. Zuviel Zucker solltest du deinem Körper dennoch nicht zumuten.“, wisperte er sanft vor dessen Gesicht und nippte über die ebenfalls klebrigen Lippen seiner Nemesis. Der Duft des Menschen hatte sich dramatisch verändert, der Vampir konnte den erhöhten Zuckerspiegel fast schon schmecken. Mit einer einzigen schnellen Bewegung biss er in die volle Unterlippe Mokubas und leckte die hervorperlenden Blutstropfen ab. Der Biss selbst sollte ihm nicht allzu viele Schmerzen bereitet haben... aber nur so konnte er sich sicher sein, das der Mann noch in Ordnung war. Der Blutzuckerspiegel war deutlich erhöht... das konnte Constantin schmecken... aber vor allen anderen Dingen kostete er endlich von seinem Liebsten. Ein heißeres Schnurren kroch über seine Lippen und genießend schloss er die Augen, bettete seinen Kopf im Schoß des Menschen und machte sich auf der Matratze lang. Mokuba war nicht in Gefahr, das war sicher. Und wahrscheinlich würde er, Constantin, gleich eine gehörige Szene zu hören bekommen. Er leckte über die Lippen und fühlte dem Geschmack des Blutes nach... das war es ihm wert gewesen. Moki war erstmal zu erschrocken um überhaupt zu reagieren, zum Einem weil er wie süchtig geschlungen hatte, aber zum Anderen und größeren Teil, wegen dem Biss, der ihn hatte zusammenzucken lassen. Seine Finger fühlten nach seiner Lippe, da war kein Blut und keine kleine Wunde, es war verheilt mit einem winzigen Prickeln. Erst jetzt sah der Mensch auf Constantin herab, der wohlig schnurrend den Kopf in seinem Schoß gebettet hatte. „Hat dir mein Blut geschmeckt?“ fragte er überraschend ruhig. Mit einem Hauch von Trotz sah der Vampir zu seinem Menschen hinauf und versuchte in dessen Gesicht zu lesen. Doch die Züge waren völlig emotionslos und kein noch so flüchtiger Gedanke wehte zu ihm herab. „Ja...“, beantwortete er die gestellte Frage mit ebenfalls ruhiger Stimme. Nur die leise Andeutung des lustvollen Schnurrens lag noch darin und wurde durch die glitzernden Augen bestätigt. Constantin faltete die fahlen Hände über seinem Bauch und schloss die Augen, nicht ohne Mokuba zuvor noch einen hungrigen Blick zu schenken. Er bot eine seltsam melancholische Aussicht, die extrem helle Haut die sich über die Wangenknochen spannte, die schmalen Lippen, die gerade Nase... seine ganze Gestalt strahlte Einsamkeit aus, obgleich er sich an Moki gebettet hatte. Constantin war nicht von dieser Welt... schon sehr lange nicht mehr. Dieses Bild betrachtete Mokuba genauer, Constantin war wirklich wunderschön, die Haut war seltsam glatt und man sah nur ganz winzige Vertiefungen wo man üblicherweise bei einem menschlichen Alter schon kleine Fältchen hatte, aber es war nicht sehr auffällig. Das braune Haar schimmerte übernatürlich, genau wie die Augen die jetzt aber geschlossen waren. Moki wollte des Mannes berühren der so ruhig in seinem Schoß lag und noch eher er daran gedacht hatte kosten seine Fingerspitzen über den Haaransatz der Stirn. Die Haut war wirklich glatt und sie war eiskalt. Das Haar war seidenweich und machten die Gestalt vor sich etwas sonniger dar die Farbe sehr warm war. Insgeheim hatte der Vampir erwartet, das der Mensch ob seiner Andersartigkeit verwirrt sein würde. Mit der sanften Berührung hatte er jedoch nicht gerechnet. Ganz still hielt er und vergaß sogar die Illusion des Atmens aufrecht zu erhalten. Hauchzart nur spürte er die Fingerspitzen, doch wärmte es sein Innerstes. Nur eine einzige Frage schlich immer wieder durch seine Gedanken und sorgte dafür, das er sich diesem Augenblick nicht wirklich hingeben konnte. „Erscheine ich dir monströs?“, fragte er sehr leise, fast als ob er gar keine Antwort darauf hören wollte. Die Lider öffneten sich und mit dunklen Augen sah er in das sterbliche Gesicht Mokubas. „Nein.“, antwortete Mokuba sofort und lächelte den Vampir dabei an. „Eher wunderschön, ich weiß auch nicht. Sehen andere Menschen dich als Monster?“, fragte er seinerseits sehr leise, es erschien fast so, sonst hätte Constantin ihn nicht gefragt. „Zwischenzeitlich kamst du mir so vor, aber das war da wo du mir solche Angst eingejagt hast....Aber das nur innerlich, es ist schwer zu erklären.“ Die Finger streichelten die ganze Zeit weiter über das ebene Gesicht, es war als würde ein Blinder ein Antlitz ertasten um zu sehen wie jemand aussah. Jede zarte Berührung ließ Constantin innerlich erbeben, zeugten sie doch von Akzeptanz und Zärtlichkeit. Die Worte taten ihr übriges um ihn zu umschmeicheln, zu beruhigen. „Sie sehen, das ich nicht wie sie bin... zu kalt, zu leblos... wie eine Statue vielleicht. Die Augen, die kein Leben widerspiegeln,... die Haut wie Eis. Ich bin belebt, aber nicht lebendig. Mein Atem ist wie der Wind... er hat keine Substanz.“, der Vampir streckte die Hände aus und umspielte das pulsierende, lebendige Gesicht Mokubas. „Ich bin nicht wie sie... ich bin anders. Und auch wenn sie nicht wissen können, was ich bin... so weichen sie doch instinktiv zurück.“, beendete er flüsternd seine Erklärung. Sanft übte er Druck auf das Genick des Mannes aus und zog ihn zu sich hinab. Seine kühlen Lippen strichen nur hauchzart über die Glühenden seiner Nemesis. „Ich liebe dich... du bist Leben, du bist Licht... ich würde dich immer finden, immer wollen. Du bist lebendig in mir.“, gestand er mit sehr ernsten Augen. Die Gesichter so nah beieinander, das er den Blick nicht mehr richtig fokussieren konnte. Dann ließ er vorsichtig von Moki ab und legte sich wieder zurück auf dessen Schoß. Die Worte raubten Mokuba fast dem Atem. Der Vampir der sich wie eine große Katze in seinem Bett breitmachte, hatte ihm gesagt das er ihn liebte. Unglaublich für den Jungen der den Vampir noch immer ungläubig beobachtete. „Du bist wirklich seltsam.“ Seltsam passte zu Constantin, zu einem war er ein Vampir, was schon wirklich seltsam war und zum anderen schien er etwas zu sehen was sonst keiner in Mokuba sah. „Rutscht du ein Stück? Ich möchte mich hinlegen... Morgen Abend, oder besser Heute Abend, möchte ich wieder in den Club, ich will schön ausgeschlafen dafür sein.“, bat er, weil ihm ein Blick auf die Uhr sagte das es schon deutlich nach zwölf war.
-Weiter-
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